Wednesday, April 29, 2009


Ausstellungsbeitrag: HELMUT KAPLAN





Das Motiv "Ursprungserzählung" (1992/2006) von Helmut Kaplan, 3 Seiten aus "Petit Bonk" (2007)


HELMUT KAPLAN/KAPLAN
(Tapes, Collagen am Computer; war Schlagzeuger zuerst bei Willkommen in China, Skin und dann Fleischpost.)
Arbeitet seit 3 Jahren an einer Publikation zu dem Thema Zeichnung/Comics-Musik.


Helmut Kaplan im Interview mit Edda Strobl, Leitnergasse 7, 21.4.2009, transkribiert von derselben.

ES:
Gibt es für dich zwischen deiner Musik und deinen Zeichnungen generell einen Zusammenhang? Wenn ja, wo verortest du ihn? Heißt auch: Wo könnte die Brücke sein?

HK:
Einen Zusammenhang gibt es insofern, als daß ich manchmal dieselben Verfahrensweisen benutze.

ES:
Ich habe von dir zwei bildnerische Arbeiten ausgewählt, das Comic „Petit Bonk“ und ein Blatt mit dem Titel „Ursprungserzählung“, das in der Ausstellung groß auf die Wand gemalt ist. Als Musikbeispiel gibt es „Track 3“ von der CD „Tape-mixes Auswahl: 7 Stücke, 12.7.2001“ zu hören.
Wie sieht da der Arbeitsprozess im Bildnerischen aus, gibt es da bezüglich der Methode Ähnlichkeiten zu der im Musikmachen?

HK:
„Petit Bonk“ und „Ursprungserzählung“ sind nach unterschiedlichen Methoden entstanden.
In „Petit Bonk“ gibt es zwei Ebenen. Die erste ist die des Materials. Das ist sehr oft improvisiert, nicht das Narrative, sondern die Zeichnung selbst. Es gibt ein paar Elemente in der Zeichnung, um die ich rundherum improvisiere, manchmal schweife ich in Arabesken und abstrakte Formen ab, die zu weiteren Elementen werden... die Methode liegt sehr knapp an der musikalischen Improvisation. Die zweite Ebene ist die Montage des Materials. Die Zeichen- und Formensprache wird da quasi in einen Soundtrack übersetzt, der mit imaginiert werden muß.
Das Endprodukt ist eine comic-hafte, grafische Partitur, der Gestus der Zeichnung etwa ein Hinweis auf Dynamik und Lautstärke.
Entsprechend eines Musikstücks ist auch die Narration: lauter Höhepunkt - Explosion, Verdoppelungen, Verfusselungen in Granulate und endet in einer Seite, die „Stille“ heißt. Leichter Nachklang mit Fragestellung.

„Ursprungserzählung“ basiert auf einer Collage.

ES:
„Ursprungserzählung“ und „7 Stücke“, sind nicht beide Collagen?

HK:
Wenn man „Collage“ so versteht, Material aus unterschiedlichen Selektionsprozessen in einen neuen Bedeutungszusammenhang zu setzen, dann ja.

ES:
Bei anderer Gelegenheit hast du erzählt, sowohl „Ursprungserzählung“, als auch „7 Stücke“ sind über einen längerern Zeitraum hinweg entstanden, im Fall der „Ursprungserzählung“ - also von der Collage bis zur Zeichnung - sind das sogar mehr als 10 Jahre.

Eine letzte Frage:
Für mich persönlich, in meinem künstlerischen Selbstverständnis, ist die Zeichnung, vor allem die sequenzielle sehr mit der Musik verbunden, es sind quasi zwei verschiedene Sprachen, die sehr vieles gemeinsam haben - strukturell und vor allem was den Rhythmus, also das Framing, anbelangt.

Wenn du Musik machst oder zeichnest, hat die Struktur, der Rhythmus oder der Gestus...etc. der einen Sprache Einfluß auf die andere Sprache?

HK:
In „Petit Bonk“ gibt es da eine besondere Nähe.
Aber generell liegt die Nähe weniger speziell im Rhythmus, im Gestus oder in der Struktur, als vielmehr in der Eigenschaft jener Medien, die entlang einer Zeitachse funktionieren, wie etwa Film, Literatur, Comics oder Musik.




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